Neuer Biomarker des Blutes für Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt

14.07.2009 - Deutschland

Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine seltene, jedoch sehr bösartige Erkrankung. Die Diagnose wird erschwert, weil der Krebs keine oder nur leichte Beschwerden verursacht wie gelegentliche Übelkeit. Deshalb gehört das Pankreaskarzinom zu den Krankheiten, die oft zu spät entdeckt werden. Ärzte und Wissenschaftler des Universitätsklinikums und der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig (Laboratoriumsmedizin, Chirurgie) identifizierten nun einen neuen, hochempfindlichen Serummarker für den Bauchspeicheldrüsenkrebs: den Plättchenfaktor 4 (PF 4). In Kooperation mit dem DFG-Forschungszentrum MATHEON, Freie Universität Berlin und dem Universitätsklinikum Heidelberg legten sie dazu eine Studie an insgesamt 120 Patienten und Probanden vor, die jetzt im Journal "Clinical Cancer Research" publiziert wurde.

Für die Entdeckung dieses Markers sind die Forscher einen innovativen Weg gegangen. Sie haben zunächst mit einer neuartigen Methode kleinste Eiweißmolküle aus Serumproben der Studienteilnehmer an magnetisierbare Kügelchen gebunden und aus einer Probe "herausgefischt". Mit Hilfe der massenspektrometrischen MALDI-TOF Analytik wurde dann in einer Vakuumröhre unter Laserbeschuss die Flugzeit der kleinen Eiweißteilchen bestimmt. Die kleinen Teilchen fliegen schneller als die Schweren. Hierdurch lässt sich auf die Masse bzw. das Gewicht der Eiweißteilchen rückschließen. Die Summe dieser Eiweißmoleküle ergeben somit für eine Patientenprobe ein charakteristisches Muster.

Der Forschungsgruppe um Professor Dr. Joachim Thiery und seinem Oberarzt Dr. Martin Fiedler (Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik) sowie Prof. Dr. Johann Hauss (Chirurgische Klinik) ist es nun gelungen, aus dem Vergleich von Eiweißprofilen von Pankreaskarzinom-Patienten und gesunde Personen signifikant unterschiedliche Eiweißmoleküle zu identifizieren. In einer Wiederholungsuntersuchung der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg (Professor Dr. Markus W. Büchler) konnten die Leipziger Befunde klar bestätigt werden. Eine tiefergehende Analyse des Eiweißmuster durch Dr. Alexander Leichtle (Facharzt am Institut für Labormedizin) mit Unterstützung des Berliner DFG-Zentrum für Mathematik (Prof. Dr. Wolfgang Schütte) ergab schließlich den entscheidenden Hinweis auf einen verringerten Plättchenfaktor 4 als unerwarteten Laborbefund des Bauchspeicheldrüsenkrebses. Dieser zunächst bioinformatisch gewonnene Hinweis konnte dann mit einem immunologischen Laborverfahren eindeutig bestätigt werden. Beeindruckend sind erste klinische Daten zu der Empfindlichkeit des neuen Markers. So führt die Kombination des PF4 mit etablierten Tumormarkern im Blut (wie Ca19-9 und CEA) zu einer wesentlich sichereren Diagnostik des Tumors als bisher. Weitere klinische Studien werden Auskunft zur Aussagekraft und Ursache der Absenkung des Plättchenfaktors bei Pankreas-Ca bringen müssen.

"Wir vermuten, dass im Blut die Eiweißfragmente über tumorspezifische Enzyme abgebaut werden, hier könnten sich auch neue Therapieansätze für unsere Patienten finden", meint Dr. Fiedler. Professor Thiery sieht das neue Verfahren zur Eiweißidentifizierung bei Krankheiten auch kritisch: "Die Analytik ist sehr kompliziert und kann schnell auf falsche Wege führen. Entscheidend ist die Qualität der Blutprobe von der Probennahme bis zur Messung, sowie die unabhängige Wiederholbarkeit der Ergebnisse".

Originalveröffentlichung: Fiedler GM et al.; "Serum Peptidome Profiling Revealed Platelet Factor 4 as a Potential Discriminating Peptide Associated With Pancreatic Cancer"; Clin Cancer Res 2009, 15(11):3812-9

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