Durchbruch in der wissenschaftlichen Bildgebung

Neue Methode zur Messung der Lumineszenzlöschung

22.10.2024
Soeren Ahmerkamp, Max Planck Institute for Marine Microbiology

Ein Exemplar des Seetangs Fucus serratus und die Sauerstoffkonzentration auf seiner Oberfläche.

Forschende des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung und der Universität Kopenhagen entwickeln eine innovative Methode zur Messung von Lumineszenzlöschung. Die einfach anzuwendende Technik nutzt marktübliche, kostengünstige Instrumente und ermöglicht so umfassende Untersuchungen der chemischen Prozesse in ökologischen und biologischen Systemen. So lässt sich beispielsweise die Sauerstoffdynamik mit wesentlich höherer zeitlicher und räumlicher Genauigkeit als bisher erfassen.

Soeren Ahmerkamp, Max Planck Institute for Marine Microbiology

Der Aufbau der neuen Methode zur Messung der Lebensdauer von Lumineszenzfarbstoffen, der auf der Frame-Straddling-Technik basiert und eine einfache Umsetzung ermöglicht.

Neh­men wir als Bei­spiel Sau­er­stoff: Er ist ein zen­tra­les Mo­le­kül des Le­bens. Sei­ne Wege de­tail­liert zu ver­fol­gen ist da­her un­ver­zicht­bar, um die Dy­na­mik von Öko­sys­te­men zu ver­ste­hen. Op­ti­sche Sen­so­ren, die lu­mi­nes­zie­ren­de Farb­stof­fe ver­wen­den, wer­den seit Lan­gem zur Ab­bil­dung des Sau­er­stoff­ge­halts im Meer ein­ge­setzt. Sau­er­stoff ver­kürzt die Dau­er des Leuch­tens der Farb­stof­fe, die so­mit Rück­schlüs­se auf die Sau­er­stoff­kon­zen­tra­ti­on er­mög­li­chen. Bis­lang wa­ren für die Mes­sung der Lu­mi­nes­zenz­lö­schung je­doch teu­re Spe­zi­al­ge­rä­te er­for­der­lich, so dass die Tech­nik für vie­le For­schungs- und In­dus­trie­an­wen­dun­gen un­er­schwing­lich war. Ein Team von For­schen­den des Max-Planck-In­sti­tuts für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie, des Leib­niz-In­sti­tuts für Ost­see­for­schung und der Uni­ver­si­tät Ko­pen­ha­gen hat in Zu­sam­men­ar­beit mit in­ter­na­tio­na­len Part­ne­rin­nen und Part­nern nun eine zu­kunfts­wei­sen­de Me­tho­de zur Dar­stel­lung der Lö­schung von Lu­mi­nes­zenz­si­gna­len ent­wi­ckelt. Die bahn­bre­chen­de Tech­nik er­mög­licht Hoch­ge­schwin­dig­keits­mes­sun­gen der Lu­mi­nes­zenz­ab­kling­zeit, mit weit­rei­chen­den Kon­se­quen­zen auf An­wen­dungs­be­rei­che der op­ti­schen Sen­so­rik und che­mi­schen Bild­ge­bung. Die Er­geb­nis­se er­schei­nen nun im Fach­jour­nal ACS Sensors.

Lu­mi­nes­zenz-Le­bens­dau­er-Mes­sung für je­der­mann

„Un­se­re neue in­te­grier­te Me­tho­de er­mög­licht es For­schen­den, Lu­mi­nes­zenz­lö­schung ein­fach und mit han­dels­üb­li­chen Ka­me­ra­sys­te­men zu be­stim­men“, er­klärt Soe­ren Ah­mer­kamp, der die Ar­bei­ten am Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie in Bre­men und am Leib­niz-In­sti­tuts für Ost­see­for­schung in War­ne­mün­de durch­führ­te. Eine Tech­nik na­mens Frame-Straddling er­laubt es, kur­ze Licht­blit­ze mit ei­nem prä­zi­sen Ka­me­ra­ti­ming zu syn­chro­ni­sie­ren, so dass zwei Bil­der auf­ge­nom­men wer­den: Ei­nes, das den an­fäng­li­chen Licht­blitz auf­zeich­net, und ein wei­te­res, das den an­fäng­li­chen Licht­blitz und das län­ger an­hal­ten­de Nach­leuch­ten misst. Aus der Dif­fe­renz zwi­schen die­sen Bil­dern lässt sich die in­te­grier­te Lu­mi­nes­zenz-Le­bens­dau­er ab­le­sen, sie lie­fert so eine ge­naue Ab­le­sung auf Zeits­ka­len un­ter ei­ner Mil­li­se­kun­de.

„Wir schaf­fen eine zu­gäng­li­che Mög­lich­keit, Lu­mi­nes­zenz-Le­bens­dau­ern zu mes­sen, was ge­mein­hin als Gold­stan­dard in der op­ti­schen Sen­so­rik gilt“, sagt Mi­cha­el Kühl von der Uni­ver­si­tät Ko­pen­ha­gen, Dä­ne­mark. „Mit der Frame-Straddling-Me­tho­de, die ur­sprüng­lich für Hoch­ge­schwin­dig­keits-Durch­fluss­mes­sun­gen ent­wi­ckelt wur­de, ha­ben wir eine Tech­nik ge­fun­den, die mit ei­ner Viel­zahl han­dels­üb­li­cher Ka­me­ras ge­nutzt wer­den kann. Da­durch kön­nen mehr La­bo­re hoch­auf­lö­sen­de Le­bens­dau­er­mes­sun­gen durch­füh­ren.“

Neue Mög­lich­kei­ten für die che­mi­sche Bild­ge­bung

Lu­mi­nes­zenz­lö­schung ein­fach und schnell mes­sen zu kön­nen, er­öff­net ganz neue Mög­lich­kei­ten für die che­mi­sche Bild­ge­bung. For­schen­de kön­nen nun die Sau­er­stoff­dy­na­mik mit viel hö­he­rer zeit­li­cher und räum­li­cher Ge­nau­ig­keit auf­zeich­nen. „Wir ha­ben die Dy­na­mik des Sau­er­stoffs in der Um­ge­bung von Al­gen in­ner­halb ei­ner Hun­derts­tel­se­kun­de ver­folgt und sicht­bar ge­macht, wie sich sau­er­stoff­ver­brau­chen­de Par­ti­kel durch das Was­ser be­we­gen. Das zeigt klar das gro­ße Po­ten­zi­al die­ser Me­tho­de“, sagt Ah­mer­kamp. „Die­se Me­tho­de er­mög­licht tie­fe Ein­bli­cke in die Ver­än­de­run­gen des Sau­er­stoffs im Meer, von der Ska­la mi­kro­sko­pi­scher Par­ti­kel bis hin zu gan­zen Öko­sys­te­men.“

Schnel­le­re Fort­schrit­te in Wis­sen­schaft und In­dus­trie

Die­ser neue An­satz kann auch neue An­wen­dun­gen in den Um­welt- und In­ge­nieur­wis­sen­schaf­ten und der Bio­me­di­zin an­re­gen. Leicht ver­füg­ba­re hoch­prä­zi­se Mes­sun­gen för­dern neue ex­pe­ri­men­tel­le An­sät­ze, die das Tem­po neu­er Ent­de­ckun­gen in die­sen Be­rei­chen be­schleu­ni­gen.

„Wir woll­ten den Zu­gang zu ei­nem leis­tungs­star­ken Ana­lys­e­in­stru­ment de­mo­kra­ti­sie­ren“, schließt Ah­mer­kamp. „Wir sind über­zeugt, dass die­se Me­tho­de es For­schen­den mög­lich ma­chen wird, kom­ple­xe che­mi­sche Wech­sel­wir­kun­gen ein­fa­cher und fle­xi­bler als je zu­vor zu er­grün­den.“

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