Antikörper verraten Prostatakrebs

24.08.2011 - Österreich

Das Konzept klingt einfach: Tumorerkrankungen rufen die körpereigene Immunabwehr auf den Plan. Im Blut der Patienten tauchen Antikörper auf, woran sich der Krebs zuverlässig und vor allem rechtzeitig nachweisen lässt. Soweit die Theorie. In der Praxis ist die Antikörper-Diagnostik aber noch nicht so recht angekommen, weil einzelne Antikörper als Diagnose-Parameter nicht ausreichen. Viele Antikörper gleichzeitig könnten aber durchaus ein krankheitsspezifisches Muster abgeben. Es gilt also, einen Diagnostik-Test zu entwickeln, der ein solches Muster erkennt. Diese Aufgabe haben sich Forscherinnen und Forscher im Innsbrucker Krebsforschungszentrum Oncotyrol gestellt. In Oncotyrol betreiben Universitäten gemeinsam mit Firmenpartnern angewandte Forschung.

Petra Massoner von der Medizinischen Universität Innsbruck hat unter Leitung von Prof. Helmut Klocker und in Zusammenarbeit mit Angelika Lüking von dem Oncotyrol-Firmenpartner Protagen aus Dortmund erste Erfolge auf diesem Weg erzielt. Die Wissenschaftlerinnen haben eine Gruppe von indikationsspezifischen Antikörpern entdeckt, die zur Prostatakrebs-Diagnostik geeignet sein könnten.

Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen des Mannes und nur im Frühstadium heilbar. Das Prostataspezifische Antigen (PSA) ist nur bedingt geeignet, den Krebs im Frühstadium nachzuweisen, denn ein erhöhter PSA-Wert kann auch gutartige Ursachen haben. Eine Früherkennungsmethode, die Gesunde und Krebskranke mit höherer Treffsicherheit unterscheidet, wird daher dringend benötigt. In Zukunft könnte ein Blut-Test auf indikationsspezifische Antikörper wertvolle Dienste leisten, hoffen die Wissenschaftler in Innsbruck und Dortmund. Derartige Tests sind bis auf die Blutabnahme nicht invasiv und leicht in der klinischen Praxis umzusetzen.

Antikörper haben die Aufgabe, Eiweiße zu erkennen, sogenannte Antigene, die dem Körper gefährlich werden können. Auf diese Weise schützen sie den Organismus unter anderem vor Krankheitserregern. Sie treten aber auch bei Autoimmunerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis auf, oder bei Krankheiten, die mit vermehrtem Zelltod verbunden sind wie Krebs.

Mit Proteinen als Köder herausgefischt

Um für Prostatakrebs spezifische  Antikörper zu finden, mussten die Wissenschaftler ihnen die passenden Antigene als Bindungspartner anbieten. Mit Hilfe dieser „Köder“ kann man Antikörper aus dem Blut gewissermaßen herausfischen. Hier kam die besondere Expertise des Firmenpartners Protagen ins Spiel, der sich auf Protein-Diagnostik spezialisiert hat. Fast 40.000 Proteine wurden auf einem Träger aufgebracht. Darauf wurden Blutseren sowohl von Kranken als auch von Gesunden gegeben. Wenn Antikörper an Proteine banden, wurden diese mit einer Farbreaktion sichtbar gemacht. So konnten die Forscher diejenigen Antikörper identifizieren, die bei Prostatakrebs im Blut auftreten. Die besten „Köder“ haben sie für ein Überprüfungsexperiment zusammengestellt. Dabei ist es ihnen tatsächlich gelungen, Krebspatienten von Gesunden und von Männern, die zwar einen erhöhten PSA-Wert aufweisen, aber keinen Krebs haben, zu unterscheiden. Nun werden die Forscher auf ihrem Weg zur Entwicklung einer Antikörper-Diagnostik weitergehen und umfangreichere Studien vorbereiten.

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