Exakte Pol(e)-Position

Wo die Polymerase genau verändert wird

25.01.2016 - Deutschland

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben gemeinsam mit Kollegen der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Methode zur umfassenden Analyse von Proteinmodifikationen entwickelt. Dabei kartierten sie die Phosphorylierungsstellen des Enzyms RNA Polymerase II, das für die Abschrift unserer Gene verantwortlich ist.

Die Inhalte in unserem Erbgut sind eigentlich stumm (das heißt inaktiv) und müssen erst zum „Sprechen“ gebracht werden. Wie der Lesekopf in einem Tonbandgerät fährt die RNA Polymerase II, kurz Pol II, über die DNA (Tonband) und übersetzt die genetische und epigenetische Information in RNA. Damit das Enzym aber nicht wahllos arbeitet, wird es an vielen unterschiedlichen Stellen dynamisch modifiziert, um seine Aktivität situationsbedingt zu steuern.

„An 240 verschiedenen Stellen der Pol II kann durch Phosphorylierung auf die Aktivität dieses Enzyms Einfluss genommen werden“, erklärt Prof. Dirk Eick, Letztautor der Studie und Leiter der Abteilung Molekulare Epigenetik am Helmholtz Zentrum München. Gemeinsam mit Kollegen des Biomedizinischen Zentrums und Genzentrums der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen haben er und sein Team nun eine Methode entwickelt, um alle 240 Stellen in der Pol II zeitgleich zu untersuchen.

„Der Trick ist eine Kombination von genetischen und massenspektrometrischen* Methoden“, verrät Erstautor Dr. Roland Schüller. „Indem wir genetisch veränderte Varianten der betreffenden Regionen herstellen, können wir jede einzelne Phosphorylierungsstelle per Massenspektrometer untersuchen.“ Das erlaubte den Forschern nun, exakt festzustellen an welcher Position bestimmte Enzyme, die die Phosphorylierung beeinflussen, genau wirken. Darüber hinaus war es den Wissenschaftlern möglich, die Pol II Modifikationsmuster beim Menschen und bei der Hefe zu vergleichen.

„Die Regulation der Transkription von Genen durch Pol II ist ein elementarer Prozess des Lebens und jedwede Abweichungen in der Genregulation sind die Grundlage vieler menschlicher Erkrankungen“, ordnet Studienleiter Eick die Arbeit ein. „Die Erforschung der Phosphorylierungsmuster zu bestimmten Zeitpunkten während des Transkriptionszyklus ist daher eine Voraussetzung, um in Zukunft die grundlegenden Mechanismen der Genregulation auf Transkriptionsebene zu verstehen.“

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