Neues Verfahren zum Nachweis von Silbernanopartikeln in Gewässern
Wie Forscher Nanopartikel fangen
FranzFirlefanz, pixabay.com, CC0
Nanopartikel können die Eigenschaften von Materialien und Produkten verbessern. Daher wurden in den vergangenen Jahren immer mehr Nanopartikel hergestellt. Der weltweite Verbrauch von Silbernanopartikeln wird mittlerweile auf über 300 Tonnen geschätzt. Diese haben die positive Eigenschaft, Bakterien und Viren abzutöten. Unter anderem sind Kühlschränke oder chirurgisches Besteck mit den Partikeln beschichtet. Auch in Sportkleidung sind Silbernanopartikel zu finden. Denn die Silberteilchen können Schweißgeruch verhindern, indem sie geruchsbildende Bakterien abtöten.
Bisher war noch nicht bekannt, ob und in welchen Konzentrationen die Nanopartikel in die Umwelt und etwa in die Gewässer gelangen. Prinzipiell könnte dies kritisch sein: Denn die Silbernanopartikel sind für zahlreiche aquatische Organismen toxisch und könnten das ökologische Gleichgewicht empfindlich stören.
Analytische Herausforderung
Bisher waren Nanopartikel aber nicht so leicht nachzuweisen. Denn sie haben nur eine Größe von 1 bis 100 Nanometern – ein Nanometer ist der millionste Teil eines Millimeters. "Um wissen zu können, ob eine toxikologische Gefahr besteht oder nicht, müssen wir wissen, wie viele dieser Partikel in die Umwelt, insbesondere in Gewässer gelangen", erklärt Michael Schuster, Professor für Analytische Chemie an der TU München.
Eine analytische Herausforderung für die Forscher, die sie im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums lösten. Sie nutzten dazu ein bekanntes Prinzip, das die Wirkung von Tensiden zur Abtrennung und Anreicherung der Partikel nutzt. "Diese sind auch in Wasch- und Reinigungsmitteln vorhanden", so Schuster. "Sie sorgen vereinfacht dargestellt dafür, dass Fette und Schmutzpartikel in sogenannte Mizellen eingeschlossen und damit in Wasser in Schwebe gehalten werden können." Eine Seite der Tenside ist wasserlöslich, die andere Seite fettlöslich. Die fettlöslichen Enden lagern sich um unpolare nicht wasserlösliche Verbindungen wie Fette oder um Partikel und schließen diese in den Mizellen ein. Die wasserlöslichen polaren Enden der Tenside sind dabei zum Wasser gerichtet und sorgen dafür, dass die mikroskopisch kleinen Mizellen im Wasser schweben können.
Eine Packung Würfelzucker im Walchensee
Dieses Prinzip wandten die Wissenschaftler auf die Nanopartikel an. "Wenn die Mizellen mit den eingeschlossenen Partikeln leicht erwärmt werden, verklumpen sie", erklärt Schuster. Das Wasser färbt sich trüb. Mithilfe einer Zentrifuge können die Tenside und die darin eingeschlossenen Nanopartikel dann vom Wasser getrennt werden. Dieses Verfahren wird Cloud Point Extraktion, übersetzt etwa Trübpunkt-Extraktion, genannt. In den so abgetrennten Tensiden, die die Partikel unverändert, aber in stark angereicherter Form enthalten, bestimmen die Forscher mit einem hochempfindlichen Atomspektrometer, das so eingestellt ist, dass es nur Silber misst, wie viele Silbernanopartikel vorhanden sind. Dabei können Konzentrationen im Bereich von weniger als einem Nanogramm pro Liter nachgewiesen werden. Vergleichsweise könnten die Forscher eine Packung Würfelzucker nachweisen, die im Walchensee aufgelöst wurde.
Mithilfe des Analyseverfahrens können neue Erkenntnisse zum Gehalt an Nanopartikeln in Trink- und Abwasser, Klärschlamm, Flüssen und Seen gewonnen werden. In Bayern führten die Messungen zu einem eindeutigen Ergebnis: Die gemessenen Konzentrationen in den Gewässern waren äußerst niedrig. In nur vier der 13 untersuchten oberbayerischen Seen lag die Konzentration überhaupt oberhalb der Nachweisgrenze von 0,2 Nanogramm pro Liter. Kein Messwert war höher als 1,3 Nanogramm pro Liter. Einen Grenzwert für Silbernanopartikel gibt es bisher nicht.
Beispielhaft für Fließgewässer wurde die Isar von der Quelle bis zur Mündung an rund 30 Stellen untersucht. Gemessen wurde auch die Konzentration von Silbernanopartikeln im Zu- und Ablauf von Klärwerken. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass mindestens 94 Prozent der Silbernanopartikel in den Klärwerken zurückgehalten werden.
Meistgelesene News
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Analytik- und Labortechnik-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Analytik und Labortechnik bringt Sie jeden Dienstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten
Themenwelt Spektroskopie
Durch die Untersuchung mit Spektroskopie ermöglicht uns einzigartige Einblicke in die Zusammensetzung und Struktur von Materialien. Von der UV-Vis-Spektroskopie über die Infrarot- und Raman-Spektroskopie bis hin zur Fluoreszenz- und Atomabsorptionsspektroskopie - die Spektroskopie bietet uns ein breites Spektrum an analytischen Techniken, um Substanzen präzise zu charakterisieren. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Spektroskopie!
Themenwelt Spektroskopie
Durch die Untersuchung mit Spektroskopie ermöglicht uns einzigartige Einblicke in die Zusammensetzung und Struktur von Materialien. Von der UV-Vis-Spektroskopie über die Infrarot- und Raman-Spektroskopie bis hin zur Fluoreszenz- und Atomabsorptionsspektroskopie - die Spektroskopie bietet uns ein breites Spektrum an analytischen Techniken, um Substanzen präzise zu charakterisieren. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Spektroskopie!
Themenwelt Extraktion
Die Extraktion ist ein fundamentaler Prozess im chemischen Labor, der es ermöglicht, bestimmte Komponenten aus einer Mischung zu isolieren und zu konzentrieren. Ob es darum geht, Wirkstoffe aus Naturprodukten zu gewinnen, Verunreinigungen aus Syntheseprodukten zu entfernen oder analytische Proben aufzubereiten – die Extraktion ist ein Schlüsselschritt, um präzise und effiziente Ergebnisse in der chemischen Forschung und Analytik zu erzielen.
Themenwelt Extraktion
Die Extraktion ist ein fundamentaler Prozess im chemischen Labor, der es ermöglicht, bestimmte Komponenten aus einer Mischung zu isolieren und zu konzentrieren. Ob es darum geht, Wirkstoffe aus Naturprodukten zu gewinnen, Verunreinigungen aus Syntheseprodukten zu entfernen oder analytische Proben aufzubereiten – die Extraktion ist ein Schlüsselschritt, um präzise und effiziente Ergebnisse in der chemischen Forschung und Analytik zu erzielen.