Wenn weniger Parameter besser sind
Chemiker zeigen Fehleranfälligkeit bei chemischen Modellierungsmethoden auf
Copyright: Patrick Zobel, Universität Wien
Es gibt in der Quantenchemie verschiedene Methoden zur möglichst effizienten Berechnung molekularer Eigenschaften. Für anwendungsorientierte Themenbereiche wie die Erforschung erneuerbarer Energiequellen, aber auch biologisch relevante Themen wie der Einfluss des Sonnenlichts auf das Erbgut von Lebewesen ist es wichtig, die elektronischen Zustände der Moleküle exakt beschreiben zu können. Das CASPT2-Rechenverfahren hat sich hierbei als jene Methode etabliert, die bei vertretbarem Rechenaufwand sehr genaue Ergebnisse liefern kann. Um die Genauigkeit des Verfahrens zu erhöhen wurde ein Korrekturparameter eingeführt, der systematische Fehler bei der Berechnung molekularer Eigenschaften beseitigen sollte.
Forscher der Universität Wien um Leticia González konnten nun in einer breit angelegten Studie zeigen, dass die Benutzung des Korrekturparameters im Allgemeinen nicht nur nicht gerechtfertigt ist, sondern sich sogar negativ auf die Ergebnisse der quantenchemischen Berechnungen auswirken kann. "Wir haben die CASPT2-Methode in unseren Studien zu nitropolyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen verwendet, einer Gruppe von Umweltgiften, die im Verdacht stehen, nach Bestrahlung durch UV-Licht krebserregend zu sein", so Patrick Zobel, Mitautor der Studie und Doktorand der Arbeitsgruppe González. "Bei unseren Berechnungen stießen wir auf Ungereimtheiten, die uns dazu veranlassten die Parametrisierung der Methode in Frage zu stellen."
Anschließend wurden mithilfe des Supercomputers Vienna Scientific Cluster Vergleichsrechnungen durchgeführt. Diese Simulationen in Kombination mit einer systematischen Auswertung bereits publizierter Daten führten zur Schlussfolgerung, dass die Verwendung des Parameters innerhalb der CASPT2-Methode nicht empfehlenswert ist. Als Ergebnis empfehlen die Autoren daher, die CASPT2-Methode, wie ursprünglich vorgesehen, parameterfrei zu verwenden.
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