Dem Geheimnis von Kunststoffen auf der Spur
Die Nanotomographie öffnet den Blick auf Strukturen bis zu einer Größe von zehn Nanometer. Vergleichbar einer archäologischen Ausgrabung wird bei der Nanotomographie Schicht für Schicht einer Probe abgetragen und nach jedem Schritt ein Bild von der Oberfläche aufgenommen. Dabei wird mit der Rasterkraftmikroskopie nicht nur die Materialverteilung registriert, sondern auch die Form der Oberfläche vermessen. So erhalten die Wissenschaftler die genaue Lage der verschiedenen Materialkomponenten in einer Schicht - und zwar selbst dann, wenn diese eine gewisse Rauhigkeit aufweist. Die Daten der einzelnen Schichten werden anschließend im Computer zu einem dreidimensionalen Bild zusammengesetzt. Für Polypropylen ergibt sich ein 3D-Bild, das die Form und Anordnung einzelner kristalliner Bereiche zeigt.
Die aus der Nanotomographie erhaltenen Strukturdaten eröffnen neue Möglichkeiten für die Herstellung moderner Materialien. Von den 3D-Bildern ausgehend lassen sich die Materialeigenschaften simulieren. Das liefert etwa Hinweise darauf, wie sich das Produkt für die gewünschte Anwendung optimieren lassen könnte. Aktuelle Beispiele sind Klebestreifen aus Polypropylen mit gezielt einstellbarer Haftfähigkeit oder Polyethylenfasern mit extrem hoher Festigkeit. Große Bedeutung, so meinen die Forscher, habe das Verfahren auch für das Verständnis der Strukturbildung und der Mikromechanik von nanostrukturierten Materialien, wie zum Beispiel hochfeste Metalllegierungen für Gasturbinen, aber auch Knochen und andere Biomaterialien.
Die VolkswagenStiftung hat Professor Dr. Robert Magerle und sein Team im Rahmen der im Jahr 2002 in Bayreuth eingerichteten Nachwuchsgruppe "High Resolution Volume Imaging and Characterization of Polymeric Materials with Nanotomography" mit rund 1,2 Millionen Euro gefördert. Inzwischen ist Professor Magerle einem Ruf an die Technische Universität Chemnitz gefolgt.
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