Dialog über Chancen und Risiken synthetischer Nanopartikel beginnt

150 Fachleute erarbeiten Strategie, die Umwelt- und Gesundheitswirkungen der Nanotechnologie klären soll

25.10.2005

Sie sind winzig klein und doch große Hoffungsträger: die Nanopartikel. Die Nanotechnologie gilt als eine der künftigen Schlüsseltechnologien für Produktion und im Gesundheitswesen. Zukünftig rechnen Experten mit dem Eindringen von Produkten der Nanotechnologie in alle Lebensbereiche. Noch gibt es große Unsicherheiten, ob die winzigen Partikel für Mensch und Umwelt schädlich sein können. Mit einem umfassenden Dialog soll die Zeit der Unwissenheit möglichst bald enden. Darauf verständigten sich über 150 Fachleute aus Unternehmen, Wissenschaft, Verwaltung, Umwelt-, Verbraucher- und Sozialverbänden in Bonn.

Zu dem ersten "Dialog zur Bewertung von synthetischen Nanopartikeln in Arbeits- und Umweltbereichen" hatten das Bundesumweltministerium (BMU), das Umweltbundesamt (UBA) und die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) eingeladen. Die Fachleute diskutierten den Wissensstand sowohl zu den Chancen synthetischer Nanopartikel als auch über mögliche Wirkungen auf Mensch und Umwelt. Klar wurde, dass die Datenlage über Nanopartikel - vor allem ihr Vorkommen am Arbeitsplatz und in der Umwelt, ebenso wie die über ihre Wirkungen auf Mensch und Umwelt - zurzeit unzureichend ist. Einig waren sich alle beteiligten Fachleute über den potenziell erheblichen Nutzen der Nanotechnologie. Es wird daher immer wichtiger, offene Fragen der Nanotechnologie zu klären und ihre Risiken zu bewerten - auch um den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern.

Zahlreiche Verfahren und Produkte setzen schon heute extrem kleine Partikel, so genannte Nanopartikel, ein. Die neuartigen Materialien mit kleinsten Teilchen haben völlig neue Eigenschaften und eröffnen bisher nicht gekannte Anwendungsbereiche. Nanotechnologie spart zudem Rohstoffe und ist deshalb potenziell umweltfreundlich. Mögliche Risiken sind aber noch nicht ausreichend erforscht - etwa ob kleinste Partikel, wie sie in Sonnencremes eingesetzt werden, für die Umwelt unbedenklich sind. Auch für den Arbeitsschutz ist wichtig, zu wissen, wo die Industrie Nanomaterialien einsetzt und welche Belastungen für die menschliche Gesundheit bestehen.

Die Veranstaltung sollte zu einem frühen Zeitpunkt das Gespräch über die neue Schlüsseltechnologie suchen, um Fehler zu vermeiden, die in der Vergangenheit bei anderen Entwicklungen - wie etwa der Gentechnik - gemacht wurden. Die Erfahrung zeigt, dass nur ein intensiver Informations- und Meinungsaustausch zwischen allen betroffenen Kreisen von Beginn an eine gestaltende Umwelt, - Arbeitsschutz- und Verbraucherpolitik ermöglicht.

Die Tagungsteilnehmer hielten es für wichtig, der Öffentlichkeit die Risiken der Nanotechnologie offen zu kommunizieren, um Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Akzeptanz zu erreichen. Dabei gilt es, viele offene Fragen der neuen Technik für Bürgerinnen und Bürger transparent zu machen: Zum Beispiel an welchen Punkten seines "Lebensweges" ein Nanotechnologie-Produkt den größten Einfluss auf Umwelt und menschliche Gesundheit hat sowie welche Messstrategien für diese Ermittlung und Kontrolle geeignet sind. Der Verband der chemischen Industrie und die BAuA planen Erhebungen zur Herstellung und Verwendung von Nanomaterialien, den dabei entstehenden Belastungen am Arbeitsplatz sowie zu schon bestehenden Schutzmassnahmen. Aus Sicht der Bundesregierung ist zu klären, wo Regelungsbedarf - auch im rechtlichen Bereich - zum Schutz von Mensch und Umwelt besteht. Die Bundesregierung plant, eine Steuerungsgruppe aus betroffenen Ministerien, Wirtschaft, Wissenschaft und gesellschaftlichen Gruppen einzurichten. Zudem ist vorgesehen, die Öffentlichkeit intensiver zu informieren und den Wissensstand in jährlichen Konferenzen zusammenzuführen.

An der Bonner Tagung nahmen Vertreterinnen und Vertreter der Ministerien für Umwelt, Wirtschaft und Arbeit, Bildung und Forschung sowie des Umweltbundesamtes, der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und des Bundesinstituts für Risikoforschung teil. Ebenfalls vertreten waren die Bundesländer, die europäische Kommission, die OECD sowie interessierte Staaten - wie Großbritannien, Niederlande und Japan.

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