ttz Bremerhaven auf Tuchfühlung mit Schimmelpilzgiften in Milch und Kaffee

Besserer Verbraucherschutz durch Früherkennung von Schimmelpilzgiften in der Industrie

20.04.2006

Die Begegnung mit verschimmelten Lebensmitteln ist nicht nur unschön, sondern vor allem schädlich für den Verbraucher. Schädlich sind die Mykotoxine, die von Schimmelpilzen wie Penicillium oder Aspergillus freigesetzt werden. Diese Gifte müssen frühzeitig von der Lebensmittelindustrie in Kaffee, Getreide oder anderen Nahrungsmitteln erkannt werden, um den Verbraucher zu schützen. Im Projekt MYCOPLEX am ttz Bremerhaven, das von der EU im Rahmen des CRAFT-Programms teilweise gefördert wird, entwickeln die Projektpartner derzeit ein neuartiges Verfahren zur Früherkennung von Schimmelpilzgiften. Der erste Prototyp wird für Mai erwartet.

Die Risiken für Verbraucher durch Mykotoxine sind sich auch die Verantwortlichen in der Europäischen Union bewusst und legten daher erst 2002 neue Grenzwerte für deren Konzentration fest. Somit wurden unter anderen Kaffee- und Milchproduzenten zu verstärkten Kontrollen für den Verbraucherschutz verpflichtet.

"Wir arbeiten in dem Projekt seit anderthalb Jahren mit acht europäischen Industrie- und Forschungspartnern an einem Verfahren, das der Industrie eine schnelle, unkomplizierte, sensitivere und im Vergleich zu bisherigen Untersuchungen kostengünstigere Möglichkeit gibt, die Schimmelpilzgifte frühzeitig zu erkennen," erläutert Projektleiterin Maria Bunke vom ttz Bremerhaven, das die Gesamtkoordination des Projekts übernommen hat. Frühzeitige Erkennung bedeutet in diesem Fall, dass die Projektpartner ein Verfahren entwickeln, das schon geringste Mengen des Giftes erkennen kann - Konzentrationen von unter 0,01mg/kg. Dieser Wert liegt noch unter der von der EU vorgegebenen Schwelle.

Die bisherige Standardmethode zur Untersuchung auf Schimmelpilzgifte ist die HPLC (High Performance Liquid Chromatography), die ein gut ausgestattetes Labor, teure Geräte, Chemikalien und gut ausgebildetes Personal benötigt. Viele Milch- und Kaffeeproduzenten beauftragen daher externe Lebensmittellabore mit der Untersuchung ihrer Proben. Eine einfachere Methode ist das ELISA (Enzyme-Linked Immunosorbent Assay) Testverfahren, welches Mykotoxine jedoch erst in einer Konzentration nachweisen kann, die den von der EU vorgeschriebenen Grenzwert überschreitet.

Das im Projekt MYCOPLEX entwickelte Verfahren basiert ebenfalls auf der ELISA Methode, wird aber mit PCR (Polymerase Chain Reaction) kombiniert, um die Nachweisgrenze signifikant zu senken. Die PCR ist in der Lage selbst kleinste Mengen dieser Giftstoffe zu erkennen und das Ausgangssignal zu verstärken. Die Analyse mit dem neuen Testverfahrenbeinhaltet im ersten Schritt eine entsprechende Probenvorbereitung um störende Substanzen wie Milchproteine oder Koffein zu entfernen. Hierzu entwickelten verschiedene Projektpartner einfache und effektive Aufreinigungsverfahren, die von den Endanwendern leicht durchzuführen sind.

Anfang Mai wird voraussichtlich der erste Prototyp eines leicht handhabbaren Test-Kits fertiggestellt sein. Dieses Analyse-Set beinhaltet alle notwendigen Substanzen und wird voraussichtlich 2007 auf den Markt kommen. Der Preis dieses Kits, mit dem 48 Proben in Doppelbestimmung untersucht werden können, wird unter 50 EUR liegen und wäre somit günstiger als das herkömmliche HPLC-Verfahren. Außerdem kann es von den Produzenten selbst angewendet werden.

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