Weltspitze: Viskositätsmessung bis 2.300 °C
Damit Wissenschaft und Industrie auf verlässliche Daten zur Viskosität von metallischen Schmelzen zurückgreifen können, wurde an der Professur Röntgen- und Neutronendiffraktometrie der Technischen Universität Chemnitz in den letzten beiden Jahren ein neues Messgerät entwickelt und getestet. Beauftragt wurden die Chemnitzer Physiker vom Zentrum für die Erstarrung unterkühlter Schmelzen am Institut für Raumsimulation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. "Ausschlaggebend für den Entwicklungsauftrag aus Köln waren die langjährigen Erfahrungen, die an der TU Chemnitz bei der Erforschung von Metallschmelzen vorhanden sind", berichtet Prof. Dr. Walter Hoyer, der das Forschungsprojekt leitete.
Bei dem neuen Messgerät handelt es sich um ein so genanntes Schwingtiegelviskosimeter. Diplom-Physiker Mirko Kehr, der dieses Gerät entwickelt hat, erläutert das schon länger bekannte Prinzip: "Ein mit Schmelze gefüllter, temperaturbeständiger Tiegel wird in Drehschwingungen um seine vertikale Achse versetzt. Dabei tritt ein aus dem heimischen Wasserglas bekannter Effekt auf: Das Gefäß bewegt sich, während die Flüssigkeit weitgehend im Ruhezustand verbleibt. Einmal in Schwingung versetzt, wird die Bewegung des Tiegels durch Reibung in der Schmelze immer weiter abgebremst. Aus der Größe dieser Dämpfung lässt sich dann die Viskosität der Schmelze bestimmen." Die Neuartigkeit des Gerätes der TU Chemnitz liege in den erreichbaren Temperaturen von bis zu 2.300°C und einem ausgeklügelten Vakuum- und Gasversorgungssystem, das den Arbeitsdruck über den gesamten Temperaturbereich konstant hält. "Mit dieser Maximaltemperatur ist das Gerät aus Chemnitz derzeit weltweit führend", versichert Prof. Hoyer. "Da bei diesen Temperaturen selbst die als sehr temperaturbeständig bekannte Aluminiumoxidkeramik flüssig ist, konnten in der heißen Zone des Gerätes nur noch Wolfram, Graphit und Bornitrid als Konstruktionsmaterialien eingesetzt werden. Speziell die Bearbeitung des Wolframs gestaltete sich dabei schwierig", so der Physiker.
Seit Anfang Mai 2006 befindet sich das Gerät im DLR und hat dort den regulären Messbetrieb aufgenommen. Um die beim Aufbau in Chemnitz gewonnenen Erfahrungen an die Wissenschaftler in Köln weiterzugeben, wird dort die Inbetriebnahme zwei Monate lang von Mirko Kehr begleitet.
Themen
Organisationen
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Analytik- und Labortechnik-Branche in Ihren Posteingang
Mit dem Absenden des Formulars willigen Sie ein, dass Ihnen die LUMITOS AG den oder die oben ausgewählten Newsletter per E-Mail zusendet. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch die LUMITOS AG erfolgt auf Basis unserer Datenschutzerklärung. LUMITOS darf Sie zum Zwecke der Werbung oder der Markt- und Meinungsforschung per E-Mail kontaktieren. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen gegenüber der LUMITOS AG, Ernst-Augustin-Str. 2, 12489 Berlin oder per E-Mail unter widerruf@lumitos.com mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Zudem ist in jeder E-Mail ein Link zur Abbestellung des entsprechenden Newsletters enthalten.