Verbraucher fordern verständliche Kennzeichnung und begleitende Risikoforschung für "Nano"-Produkte
BfR-Verbraucherkonferenz zur Nanotechnologie in Lebensmitteln, Kosmetika und Textilien
Die Verbraucherkonferenz zur Nanotechnologie wurde als Modellprojekt vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) initiiert und gemeinsam mit dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU) sowie dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) als Auftragnehmer durchgeführt. Sie lehnt sich an das Modell der dänischen Konsensus-Konferenzen an und wird vom BfR als eines der möglichen Instrumente einer erweiterten Risikokommunikation erprobt. Grundlage der Risikokommunikationsaktivitäten des BfR ist der Dialog zwischen Risikobewertern, Risikomanagern und verschiedenen Interessengruppen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Verbänden, Behörden und der Bevölkerung. Die Durchführung einer Verbraucherkonferenz setzt den gesetzlichen Auftrag des BfR zur Risikokommunikation in die Praxis um, indem die Gruppe der Verbraucher bereits im Vorfeld einer breiten verbrauchernahen Anwendung der Nanotechnologie direkt in die Diskussion über Chancen und Risiken einbezogen wird. Es ist in Deutschland das erste Mal, dass eine öffentliche Institution dieses Instrument einsetzt.
Für die Verbraucherkonferenz zur Nanotechnologie wurden 16 Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichen Alters und beruflicher Tätigkeit aus einem Kollektiv von 6000 zufällig ausgesuchten Personen nach soziodemografischen Kriterien ausgelost. Diese Gruppe hat sich an zwei Vorbereitungswochenenden intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, zu den verschiedenen verbraucherrelevanten Aspekten dieser Technologie Fragen erarbeitet und Experten aus Wissenschaft, Verbänden, Behörden und der Industrie zur Beantwortung ausgewählt.
In Berlin fand die Abschlussveranstaltung der "BfR-Verbraucherkonferenz zur Nanotechnologie" statt. In einer öffentlichen Anhörung stellten sich die geladenen Sachverständigen den Fragen der Verbrauchergruppe zum Einsatz der Nanotechnologie in Lebensmitteln, Kosmetika und Textilien. Um Fragen der Kennzeichnung von Nanoprodukten entspann sich immer wieder eine zum Teil hitzig geführte Debatte. Die Teilnehmer forderten eine solche Deklaration, um selbst entscheiden zu können, ob sie auf Basis der Nanotechnologie hergestellte Produkte kaufen wollen oder nicht. Weitere wichtige Diskussionspunkte waren die Entwicklung geeigneter Messverfahren zum Nachweis von Nanopartikeln, die Entsorgung von Nanoprodukten sowie die Bereitstellung von Mitteln zur Erforschung möglicher Risiken.
In einer geschlossenen Beratung hat die Gruppe anschließend ihr Votum zur Nanotechnologie verfasst. Die bislang hierbei in Aussicht gestellten Vorteile bei der Anwendung der Nanotechnologie scheinen aus Verbrauchersicht angesichts möglicher Risiken eher entbehrlich. Beim Einsatz der Nanotechnologie in den Bereichen Kosmetika und Textilien überwiegt aus Verbraucherperspektive der bereits absehbare Nutzen deutlich potenzielle Risiken.
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