Eiweißhülle schützt vor Gefäßverkalkung
Jülicher und Aachener Forscher erklären Stoffwechselvorgang im Blut
Blut ist eine gesättigte Lösung , in der verschiedenste Mineralien enthalten sind, wie der Knochenrohstoff Kalziumphosphat, dessen Konzentration sich durch Auf- und Abbauprozesse im Körper ständig ändert. Eine Vielzahl von Steuerungsmechanismen verhindert, dass diese Mineralien unerwünscht auskristallisieren und sich ablagern.
Der Physiker Dr. Dietmar Schwahn vom Institut für Festkörperforschung am Forschungszentrum Jülich hat einen dieser Mechanismen genauestens unter die Lupe genommen. Mit dem Messverfahren der Neutronenstreuung konnte er den zweistufigen Prozess verfolgen, in dem Kalziumphosphat und das Blutplasma-Eiweiß Fetuin-A in einer Versuchsflüssigkeit interagieren: Zunächst entstehen spontan kleinste Ansammlungen aus Eiweiß und Mineralien. Nach einigen Stunden verdoppelt sich die Größe der Teilchen, während sich dabei eine geordnete Struktur formt: Die Mineralien bilden einen Kristallkern und das Eiweiß eine Hülle.
"Man kann sich das Eiweiß als Schutzhülle vorstellen, die verhindert, dass sich die Kristalle aneinander binden und weiter wachsen", erläutert Schwahn. "So bleiben die Partikel klein genug um ungehindert durch die Adern zu fließen und lagern sich nicht unerwünscht ab." Schwahn und seine Kollegen vermuten, dass es sich um einem weit verbreiteten Mechanismus handelt, mit dem bei Wirbeltieren nicht nur die Konzentration von Mineralien im Blut reguliert wird, sondern auch der gezielte Transport der Mineralien an den gewünschten Ort ermöglicht wird.
Zuvor hatten Wissenschaftler der RWTH Aachen bereits herausgefunden, dass Fetuin-A den Mineralstoffhaushalt im Blut entscheidend steuert: Sie haben Mäuse gezüchtet, die durch einen genetischen Defekt nicht in der Lage sind, Fetuin-A zu bilden. Diese Mäuse entwickeln starke Kalkablagerungen in ihrem Gewebe. Außerdem untersuchten die Forscher menschliches Blutplasma unter dem Elektronenmikroskop und entdeckten dabei Partikel aus Fetuin-A und Mineralien. Mit dieser elektronenmikroskopischen Methode sind aber nur Momentaufnahmen möglich. Mit den Versuchsanordnungen am Forschungszentrum Jülich war es dagegen möglich, den Ablauf der Partikelbildung in einer Lösung kontinuierlich und quantitativ zu verfolgen.
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