Ein Blick in die Zukunft der molekularen Diagnostik in Hamburg

03.07.2007

Hamburg zählt zu den führenden Life Science-Standorten in Deutschland. Sowohl Unternehmen als auch akademische Forschungsinstitute sind in der molekularen Diagnostik tätig. Dieses relativ junge Feld setzt auf die Entwicklung und Vermarktung innovativer Diagnoseverfahren auf molekular-biologischer bzw. humangenetischer Basis und ist im Begriff einen festen Platz in der medizinischen Versorgung zu besetzen. Vieles spricht für eine aufstrebende, im Wachstum begriffene Branche. Es hat sich bereits gezeigt, dass genetische Prädisposition ein möglicher Schlüssel bei der Prävention und Heilung vieler Krankheiten, wie z.B. Alzheimer oder Krebs, sein kann. Entscheidend für die Verwirklichung dieses Zieles ist jedoch der zukünftige Forschungs- und Innovationserfolg der molekularen Diagnostiker. Umso spannender ist ein Blick in die Zukunft der Branche, insbesondere am Standort Hamburg.

Auf Initiative von Prof. Dr. Wolfgang Höppner, dem Vorsitzenden des keme e.V., dem Verein zur Förderung der Klinischen und Experimentellen Endokrinologie mit Sitz in Hamburg, fand ein "Zukunfts-Workshop" statt. Vierzig Experten aus Unternehmen und öffentlichen Forschungseinrichtungen, die den Bereich der innovativen Diagnostik in Norddeutschland vertreten, erarbeiteten dabei aus mittelständischer Sicht acht alternative Zukunftsszenarien für ihr Geschäftsfeld.

Finanziell unterstützt wurde der Workshop vom europäischen RIS-Förderprogramm, das Pilotprojekte zwischen öffentlichen Forschungseinrichtungen und Unternehmen auch im Auftrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung initiiert und etabliert. Organisation, Durchführung und Auswertung des Szenarioworkshops lagen bei Herrn Prof. Dr. Teichert als Leiter des Arbeitsbereiches Marketing und Innovation der Universität Hamburg.

Insbesondere Möglichkeiten und Synergieeffekte für die gemeinsame Arbeit wurden in den zwei Tagen des Workshops intensiv diskutiert. Im Fokus stand dabei die Schaffung von Kooperations- und Forschungsverbundlösungen. Ziel einer solchen Kooperation, mit Schwerpunkt in Hamburg, soll es sein, medizinische Forschungsergebnisse im Bereich der Diagnostik schneller, zum Wohle der Menschen, auf dem Gesundheitsmarkt zu etablieren.

Zwei der acht erarbeiteten möglichen Zukunftsbilder der Branche werden im Folgenden exemplarisch skizziert. Sie beschreiben, basierend auf statistischen Berechnungen, zwei mögliche Zukunftsperspektiven für die Branche der molekularen Diagnostik. Beide Zukunftsszenarien verweisen explizit auf den intensiven, zukünftigen Kooperationsbedarf der mittelständischen Unternehmen in der molekularen Diagnostik in Hamburg.

"Gemeinsam sind wir stark"

Die molekulare Diagnostik hat moderate klinische Relevanz und ist im Wesentlichen für Privatpatienten, z.B. im Rahmen der Früherkennung, verfügbar. Weiteres Marktwachstum ist jedoch mit einer zunehmenden Kopplung von Diagnostik und Therapie wahrscheinlich. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen könnten in diesem Umfeld den benötigten F&E-Fortschritt leisten und davon profitieren. Der Schlüssel zum Erfolg liegt für sie in der Kooperation mit anderen Unternehmen der Branche.

Mit Hilfe von Kooperationen können sie hochwertige Qualität zu moderaten Kosten gewährleisten und sich auf diese Weise von den Wettbewerbern differenzieren. Die Möglichkeit des Patentpoolings stärkt zudem die Position des Mittelstandes auf einem zunehmend heterogenen Patentmarkt. Gezielte, langfristige Kooperationen der mittelständischen Unternehmen nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stark" gewährleisten Ressourcenoptimierung und ebnen den Weg zum Erfolg der Branche.

"Verlängerte Dienstleistungsbank"

Das Entstehen neuer Märkte für die molekulare Diagnostik als etablierte und klinisch relevante Methodik, stellt hohe Gewinne in Aussicht. Erfolgreiche F&E ist notwendig, um diese neuen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten abzuschöpfen. In diesem Kontrastszenario dominieren allerdings Großkonzerne die Branche, insbesondere im Forschungsbereich. Diese nutzen Patentmonopole und erschweren freie Forschung, da Lizenzabkommen nur unter ausgewählten Partnern geschlossen werden.

Somit sind es die Großkonzerne, die die notwendige Forschung betreiben, höhere F&E-Ausgaben tätigen und amortisieren können und somit die neuen Märkte unter sich aufteilen. Mittelständische Unternehmen können sich lediglich als Spezialisten auf Dienstleistungsebene halten. Die größte Chance, mit "ins Boot" geholt zu werden, besteht für sie als Kooperationspartner der globalen Großkonzerne. Diese Entwicklung verschärft die bereits bestehende Dichotomie der Branche.

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