Pharma-Daten 2007: Standort Deutschland fällt zurück

Gedämpfte Marktentwicklung und stagnierende Beschäftigungszahlen in der Pharmaindustrie

31.08.2007

Im europäischen Vergleich rutscht Deutschlands Pharmamarkt ins hintere Feld. Dies belegen die Zahlen der jetzt erschienenen "Pharma-Daten 2007" des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Das Wachstum der gesamten deutschen Pharmabranche betrug 2006 lediglich 2,2 Prozent. Europäischer Spitzenreiter ist Irland mit einer Wachstumsrate von 12 Prozent, gefolgt von Griechenland (11,3 %), Dänemark (9,6 %), Spanien (7,6 %), Portugal (6,7 %) und Österreich (6,0 %). Italien und Frankreich konnten ihre Umsätze um 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Die gedämpfte Entwicklung des Marktes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sei Konsequenz der jüngsten Gesetzeseingriffe, so der BPI. Angesichts des andauernden Konsolidierungsprozesses der pharmazeutischen Industrie und der weiterhin restriktiv ausgerichteten gesundheitspolitischen Markteingriffe erwartet die Branche auch langfristig keine positiven Beschäftigungseffekte in Deutschland. Die Beschäftigtenzahl in der Pharmaindustrie stagnierte 2006 nahezu bei einem Anstieg von 0,2 Prozent.

Der durch das Arzneimittelspargesetz (AVWG) angeheizte Preiswettbewerb zwischen den Generikaherstellern wirkte sich für viele standortorientierte Pharmaunternehmen im Jahr 2006 negativ aus. "Vor allem in Verbindung mit den aktuellen Rabattverträgen über Vollsortimente werden künftig kleine und mittlere Hersteller vom Markt verdrängt, die mit ihren Arzneimitteln die Therapievielfalt in Deutschland bislang noch sicherstellen", sagte BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp.

Trotz der gedämpften Marktentwicklung sieht der BPI auch weiterhin finanziellen Druck auf die GKV zukommen. "Die Mehrwertsteuererhöhung ab 2007 wird im Arzneimittelbereich zu zusätzlichen Ausgaben von rund 800 Millionen Euro führen", erklärte Fahrenkamp. In Europa erheben neben Deutschland nur noch Dänemark, Norwegen, Österreich und Bulgarien für alle Arzneimittel den vollen Mehrwertsteuersatz. Allein der volle Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel kostet die GKV jährlich 4,3 Milliarden Euro.

Weiterhin verstärken die Entschuldungspflicht der Krankenkassen bis Ende 2008, die geplante Einführung eines einheitlichen GKV-Beitragssatzes sowie weitere Faktoren wie die Zunahme ambulanter Therapiemöglichkeiten, die Patientenwanderungen aus dem stationären in den ambulanten Sektor und die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte den Kostendruck. Der relativ geringe Anteil der Arzneimittel von 17,5 Prozent an den GKV-Gesamtkosten zeige, so Fahrenkamp, dass vor allem gesundheitspolitische Entscheidungen "ursächlich für wieder steigende GKV-Beitragssätze sind".

Die Entwicklung im deutschen Apothekenmarkt stellt sich im Gegensatz zum gesamten Pharmamarkt sehr differenziert dar. Die Umsatzentwicklung des deutschen Apothekenmarktes zu Herstellerabgabepreisen zeigt 2006 im Vergleich zum Vorjahr sogar einen rückläufigen Trend (minus 0,38 %) auf insgesamt 21,8 Milliarden Euro. Ingesamt wurden 2006 0,9 Prozent weniger rezeptpflichtige Arzneimittel in Apotheken umgesetzt als in 2005. Im OTC-Gesamtmarkt (Selbstmedikationsbereich) beträgt der Umsatzrückgang sogar 4,7 Prozent und fällt damit noch unter den Wert des Jahres 2004. Seit 2004 sind die nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimittel bis auf wenige Ausnahmen von der Erstattung durch die GKV ausgenommen. Die Wachstumsrate der gesamten Pharmabranche von 2,2 Prozent lässt sich zurückführen auf die Einbeziehung aller beobachteten Pharmamärkte, wie z. B. Krankenhausmarkt.

Die Pharma-Daten 2007 können über die Pressestelle des BPI angefordert werden und stehen online zur Verfügung.

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