Millionen Informationen pro Mensch - die Medizin wird individualisiert

06.12.2007

An der Universität Greifswald geht eine der größten Gesundheitsstudien zur Erforschung von Volkskrankheiten (SHIP - Study of Health in Pomerania) in die dritte Runde. In Kooperation mit der Siemens AG soll die neue Untersuchungswelle in einer weltweit einzigartigen Bandbreite durchgeführt werden. Dazu werden die bisherigen und künftigen Proben komplett auf mögliche genetisch bedingte Erkrankungen und Stoffwechselstörungen untersucht. Die neue Phase der repräsentativen Bevölkerungsstudie umfasst darüber hinaus erstmalig eine Ganzkörperuntersuchung durch einen Magnetresonanztomographen (MRT). Der Start zur "Individualisierten Medizin" wird einen einmaligen Datensatz hervorbringen, der als Schlüssel zur Lösung vieler globaler Gesundheitsprobleme dienen kann. In der dritten Stufe von SHIP sind mehrere Millionen Variablen pro Person abruf- und nutzbar.

"Es ist davon auszugehen, dass der medizinische Fortschritt in den nächsten Jahren zur Etablierung von neuen diagnostischen Strategien führt, die individualisierte Therapieentscheidungen ermöglichen. Der jeweilige Patient wird ganz individuell nach seinen Bedürfnissen behandelt", erläuterte Prof. Heyo K. Kroemer, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Greifswald. Eine zunehmend individualisierte Medizin wird die Therapieeffizienz durch die Verordnung spezifischer Medikamente erheblich steigern, das Risiko von Nebenwirkungen vermindern, den Behandlungserfolg verbessern und letztlich die Behandlungskosten senken. Sie wird aber auch zu einer besseren Prävention von Erkrankungen führen, indem sie eine auf den Patienten und seine individuellen Krankheitsrisiken zugeschnittene Vorsorge ermöglicht. Das erfordert ein breites Spektrum von zuverlässigen Informationen über die Patienten. "SHIP und deren wertvoller Datensatz bietet geradezu eine ideale Plattform, um eine ganz auf den einzelnen Menschen abgestimmte Medizin entscheidend voranzubringen", so Kroemer.

"Die SHIP-Studie der Universität Greifswald hat hierzu eine einzigartige Datenbasis hervorgebracht", erklärt Prof. Erich R. Reinhardt, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und Vorsitzender des Bereichsvorstands von Siemens Medical Solutions. "Indem wir diese Datenbasis gemeinsam mit den Greifswalder Wissenschaftlern weiter ausbauen und die gewonnenen Informationen mittels leistungsfähiger Informationstechnologie in medizinisch nutzbares Wissen verwandeln, eröffnen wir neue Möglichkeiten, die Qualität der Gesundheitsversorgung zu erhöhen und die Kosten zu senken. Entscheidend ist dabei, alle Abläufe von der Prävention, über die Diagnostik und Therapie bis hin zur Nachsorge lückenlos einzubeziehen."

Das Projekt der "Individualisierten Medizin" im Rahmen der dritten Untersuchungswelle von SHIP startet im Frühjahr 2008 mit einer Laufzeit von drei Jahren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die kommenden sechs Jahre die Basisdatenerhebung und -auswertung mit 5,4 Mio. Euro; das Land und die Siemens AG je zur Hälfte die erweiterten Analysemethoden mit insgesamt 8,6 Mio. Euro. Aus den bereits vorhandenen DNA-Proben werden im Interfakultären Institut für Genetik und funktionelle Genomforschung der Universität Greifswald mit Hilfe von Genchips erblich bedingte Wirkzusammenhänge erforscht. Dabei enthält jeder Chip bis zu 1.000.000 Genvarianten. Des Weiteren werden die Urin- und Blutproben mit neuen Laborverfahren hinsichtlich möglicher Stoffwechselerkrankungen untersucht. Allen Probanden in SHIP wird eine kostenlose Ganzkörper-MRT-Untersuchung angeboten. Mit ersten Ergebnissen wird im Jahr 2009 gerechnet. Alle Datensätze werden anonymisiert auf einer Großrechneranlage erfasst und stehen der Forschung in der Universität Greifswald sowie ihren nationalen und internationalen Kooperationspartnern zur Verfügung.

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