Neues Radon-Isotop in die Falle gegangen

Forscher konnten erstmals Radon-229 nachweisen und weitere Radon-Isotope vermessen

25.03.2009 - Deutschland

Forscher der Arbeitsgruppen um Klaus Blaum vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik und Lutz Schweikhard von der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald haben am CERN ein neues Isotop des Elements Radon entdeckt. Erstmalig hat in diesem Fall die Methode der Präzisionsmassenspektrometrie in einer Penningfalle zum direkten Nachweis eines neuen instabilen Nuklids geführt. Zugleich konnten die Kernmassen von sechs weiteren neutronenreichen Radon-Isotopen erstmalig bestimmt werden.

Was für Chemiker das Periodensystem der Elemente, ist für Kernphysiker die Nuklidkarte, welche alle bekannten Atomkerne (Nuklide) darstellt - geordnet nach der Zahl ihrer Bestandteile, den Protonen und Neutronen. 3.175 verschiedene Spezies kannten die Kernphysiker bisher; nun ist ein weiteres dazu gekommen: Das aktuell neutronenreichste Isotop des Elements Radon mit 86 Protonen und 143 Neutronen. Unter Isotopen versteht man Nuklide des gleichen chemischen Elements, charakterisiert durch die Protonenzahl, mit unterschiedlicher Anzahl an Neutronen. Radon ist ein radioaktives Edelgas, dessen langlebigstes Isotop mit der Massenzahl 222 eine Halbwertszeit von knapp vier Tagen hat und durch Zerfall von Radium-226 entsteht. Dagegen beträgt die Halbwertszeit des neuen Isotops nur 12 Sekunden.

Die Besonderheit der Neuentdeckung liegt in ihrer Methode: Erstmals ist es einer internationalen Kollaboration am CERN unter der Federführung von Prof. Klaus Blaum und Prof. Lutz Schweikhard gelungen, ein neues Isotop durch Einfang in eine spezielle Falle für geladene Atome (Ionen) direkt nachzuweisen. In einer solchen "Penningfalle" lassen sich einzelne Ionen mittels elektrischer und magnetischer Felder über längere Zeit speichern und sehr präzise vermessen. So konnte die Masse des neuen Isotops wie auch der schon bekannten Nachbarisotope mit den Massenzahlen 223 bis 228 mit einer Genauigkeit von wenigen Millionstel Prozent bestimmt werden.

Die Erzeugung solcher in der Natur nicht vorkommenden Kerne erfolgt am Isotopenlabor ISOLDE des CERN durch Beschuss eines Urantargets mit hochenergetischen Protonen. Dabei können die Urankerne gespalten oder in kleinere Bruchstücke zertrümmert werden oder aber einige wenige Protonen und Neutronen abdampfen und so etwas leichtere Nuklide bilden. Diese stehen dann z. B. für die weitere Untersuchung am Penningfallen-Massenspektrometer ISOLTRAP zur Verfügung. Einmal pro Sekunde wird das Uran mit den Protonen bombardiert, wobei pro Schuss gut hundert Milliarden radioaktive Atomkerne verschiedener Sorte entstehen. Nur einige Zehntausend davon sind Radon-Isotope und vom gesuchten Radon-229 sind es nur einige Hundert. Nach Transport- und Einfang landen letztlich im Mittel nur ein paar wenige Exemplare in der Falle.

"Für einen publizierbaren Massenwert müssen wir einige Hundert bis Tausend Einzelmessungen vornehmen", erläutert Klaus Blaum, "und für das neue Isotop haben wir etwa einen Tag Messzeit gebraucht". Das ist nicht gerade lange im Vergleich zur Entwicklungsarbeit an dem Spektrometer, welches vor genau 20 Jahren von Jürgen Kluge (damals Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, später Gesellschaft für Schwerionenforschung Darmstadt) initiiert wurde. Auf die Entdeckung eines neuen Isotops sind die Wissenschaftler besonders stolz: "So etwas kommt nicht alle Tage vor! Es ist schon ein besonderes Ereignis, wenn man die Nuklidkarte um einen neuen Atomkern bereichern kann."

Originalveröffentlichung: D. Neidherr et al.; "Discovery of 229Rn and the Structure of the Heaviest Rn and Ra Isotopes from Penning-Trap Mass Measurements"; Phys. Rev. Lett. 2009, 102, 112501

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Diese Produkte könnten Sie interessieren

PlasmaQuant 9100

PlasmaQuant 9100 von Analytik Jena

Neues ICP-OES PlasmaQuant 9100 für komplexe Probenmatrices

Mehr sehen. Mehr wissen. ICP-OES vereinfacht Analyse matrixlastiger Proben

ICP-OES-Spektrometer
PlasmaQuant MS Elite

PlasmaQuant MS Elite von Analytik Jena

Massenspektrometer für hochempfindliche Forschungsanwendungen und niedrigste Nachweisgrenzen

Die Erfolgsformel in der LC-ICP-MS – PlasmaQuant MS-Serie und PQ LC

ZEEnit

ZEEnit von Analytik Jena

Zeeman-Technik mit maximaler Empfindlichkeit und Applikationsvielfalt

Quergeheizte Graphitrohrofen für optimale Atomisierungsbedingungen und hohen Probendurchsatz

AAS-Spektrometer
INVENIO

INVENIO von Bruker

FT-IR Spektrometer der Zukunft: INVENIO

Völlig frei aufrüstbares und konfigurierbares FT-IR Spektrometer

FT-IR-Spektrometer
contrAA 800

contrAA 800 von Analytik Jena

contrAA 800 Serie – Atomic Absorption. Redefined

Kombiniert das Beste der klassischen Atomabsorption mit den Vorteilen von ICP-OES-Spektrometern

ICP-OES-Spektrometer
novAA®  800

novAA® 800 von Analytik Jena

Der Analysator für Sie - novAA 800-Serie

Das zuverlässige Multitalent für die effiziente und kostengünstige Routineanalyse

SPECORD PLUS

SPECORD PLUS von Analytik Jena

Die neue Generation der Zweistrahlphotometer von Analytik Jena

Der moderne Klassiker garantiert höchste Qualität

Mikrospektrometer

Mikrospektrometer von Hamamatsu Photonics

Ultrakompaktes Mikrospektrometer für vielseitige Anwendungen

Präzise Raman-, UV/VIS- und NIR-Messungen in tragbaren Geräten

Mikrospektrometer
FastTrack™

FastTrack™ von Mettler-Toledo

FastTrack UV/VIS-Spektroskopie - beschleunigen Sie Ihre Messungen

Schnelle, zuverlässige & effiziente Messungen mit rückführbarer Genauigkeit bei geringem Platzbedarf

UV/VIS-Spektralphotometer
Quantaurus-QY

Quantaurus-QY von Hamamatsu Photonics

Hochgeschwindigkeits-UV/NIR-Photolumineszenz-Spektrometer

Präzise Quantenausbeute-Messungen in Millisekunden ohne Referenzstandards

Fluoreszenzspektrometer
fluidlab R-300 | Cell Counter & Spectrometer

fluidlab R-300 | Cell Counter & Spectrometer von anvajo

fluidlab R-300 | Zellzähler & Spektrometer

Das erste portable Laborgerät, das Zellzählung und Spektrometrie kombiniert

Zellanalysatoren
Loading...

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten

Themenwelt Massenspektrometrie

Die Massenspektrometrie ermöglicht es uns, Moleküle aufzuspüren, zu identifizieren und ihre Struktur zu enthüllen. Ob in der Chemie, Biochemie oder Forensik – Massenspektrometrie eröffnet uns ungeahnte Einblicke in die Zusammensetzung unserer Welt. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Massenspektrometrie!

15+ Produkte
3 White Paper
15+ Broschüren
Themenwelt anzeigen
Themenwelt Massenspektrometrie

Themenwelt Massenspektrometrie

Die Massenspektrometrie ermöglicht es uns, Moleküle aufzuspüren, zu identifizieren und ihre Struktur zu enthüllen. Ob in der Chemie, Biochemie oder Forensik – Massenspektrometrie eröffnet uns ungeahnte Einblicke in die Zusammensetzung unserer Welt. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Massenspektrometrie!

15+ Produkte
3 White Paper
15+ Broschüren