Lebensmittelsicherheit und Risikobewertung: Aussagekräftige, vergleichbare Daten zum Nahrungsmittelverzehr notwendig

02.03.2010 - Deutschland

In einer globalisierten Welt ist Lebensmittelsicherheit eine internationale Aufgabe. Die Herstellung, Verarbeitung, Distribution und Zubereitung von Lebensmitteln sind Schlüsselfaktoren für eine sichere Ernährung. Es gibt einen steigenden Bedarf an internationalen Forschungs- und Risikomanagement-Ansätzen, um global eine Versorgung mit sicheren Nahrungsmitteln zu gewährleisten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unterhält enge Arbeitskontakte mit Lebensmittelbehörden und Organisationen in verschiedenen Teilen der Welt. Aber auch unter den Mitgliedstaaten der Europäischen Union gibt es weiteren Harmonisierungsbedarf, um die Bevölkerung wirksam vor ernährungsbedingten Gefahren zu schützen. Rechtliche Aspekte, Expositionsbewertung und sekundäre Standards – das waren die Hauptthemen der 8. Internationalen Fresenius-Konferenz „Food Safety and Dietary Risk Assessment“ vom 22. bis 23. Februar in Mainz.

Zugang zu genauen Informationen über Nahrungsmittelkonsum ist eine Grundvoraussetzung für jede Expositionsbewertung in Fragen der Lebensmittelsicherheit. Allerdings gibt es derzeit keine EU-weiten Bestimmungen, was die Erhebung nationaler Konsumdaten auf individueller Ebene angeht. Gleichwohl werden bereits in einigen europäischen Ländern entsprechende Studien durchgeführt, die wertvolle Informationen für staatliche Maßnahmen liefern und von zentraler Bedeutung für die Ernährungsaufsicht sind. „Leider liefern die angewandten Methoden nicht immer Daten, die präzise genug für die Expositionsbewertung sind. Außerdem können die national erhobenen Daten nicht direkt verglichen werden, da die Methoden innerhalb der EU variieren“, sagte Stefan Fabiansson, Leiter des DATEX-Referats (Datenerhebung und Exposition) der EFSA, auf der Fresenius-Konferenz.

Ernährungsdaten in der EU: Fortschritte bei der Standardisierung

Langfristiges Ziel der EFSA ist es, EU-weit hochqualitative Ernährungsdaten von Kindern bis zu alten Menschen zu sammeln, die mit einer standardisierten Methode ermittelt werden. So ein Vorhaben kann nur zum Ziel führen, wenn alle Mitgliedstaaten und Organisationen, die sich mit diesem Thema befassen, eng zusammenarbeiten, betonte Fabiansson. Um die Unterstützung der Mitgliedstaaten zu bestätigen, wurde auf der Sitzung des EFSA-Beirats 2009 in Athen eine Kooperationserklärung verabschiedet. Die geplante europaweite Studie zu Nahrungsmittelverzehr in der EU, „What’s on the menu in Europe“ – kurz: „EUMENU“, wird vergleichbare und ausreichend detaillierte Informationen liefern, um Risikobewertungen für alle Länder und Regionen in der EU zu repräsentieren, so Fabiansson. Nach einer Vorbereitungsphase, die 2011 endet, soll die Erhebung von Konsumdaten von 2012 bis 2017 als ein fortlaufendes Programm durchgeführt werden, sodass regionale Unterschiede anhand sukzessiv veröffentlichter Studienergebnisse so früh wie möglich einzubeziehen sind.

Win-win-Situation für Risikomanager, Industrie und Verbraucher

Geplant ist, insgesamt 80.000 Menschen in 27 Mitgliedstaaten in die Studie einzubeziehen, unter Verwendung einer Software, die mit EU-Mitteln entwickelt und getestet wurde. Fabiansson ist überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt: Wenn die Aussagekraft der Risikobewertungen verbessert werde, gebe es weniger Anlass zu konservativen Annahmen bezüglich der Lebensmittelsicherheit. Dies ermögliche der Lebensmittelindustrie, die Konformitätskosten zu senken und zugleich den vollen Verbraucherschutz zu gewährleisten. „Dadurch entsteht eine Win-win-Situation“, prognostiziert Fabiansson. Außerdem könne mehr Wissen über das Ernährungsverhalten in Europa eine Grundlage für langfristige Strategien in der Gesundheitspolitik bieten, um die ausufernden Behandlungskosten für Krankheiten einzudämmen, die durch die Lebensführung entstehen.

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