Mit leuchtenden Bakterien zur eigenen Firma

19.09.2014 - Deutschland

Im April wurden die Jülicher Forscher Dr. Stephan Binder und Dr. Georg Schaumann aus dem Institut für Bio- und Geowissenschaften – Biotechnologie (IBG-1) als eines von sieben Gewinnerteams des Gründungswettbewerbs "Gründungsoffensive Biotechnologie GO-Bio" des BMBF ausgezeichnet. Sie haben ein Verfahren zur gezielten Suche hochproduktiver Mikroorganismen entwickelt, das sie nun zur Marktreife bringen wollen. Zur Realisierung dieses Vorhabens und als Grundlage für die 2017 geplante Unternehmensgründung "SenseUp Biotechnology" unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Binder und Schaumann mit rund 2,5 Millionen Euro. Thomas Rachel MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, überreichte persönlich den Förderbescheid des Ministeriums.

"Mit ihrem wegweisenden Projekt in der Biotechnologie verbinden Dr. Stephan Binder und Dr. Georg Schaumann zwei wichtige Merkmale für die Weiterentwicklung des Forschungsstandorts Deutschland: Wissenschaftliche Exzellenz und Unternehmergeist. Beides verdient die Unterstützung des BMBF. Im Forschungszentrum Jülich finden sie die optimalen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Unternehmensgründung vor. Die angestrebte Ausgründung unterstreicht die Leistungs- und Innovationskraft des Forschungsstandorts Jülich", sagte Forschungsstaatssekretär Thomas Rachel bei der Überreichung des Zuwendungsbescheids.

Der industriellen Biotechnologie kommt eine bedeutende Rolle zu, wenn es darum geht, energieintensive Produktionsprozesse auf Erdölbasis durch solche auf Grundlage nachwachsender Rohstoffe zu ersetzen. Mikroorganismen sind die Leistungsträger der Biotechnologie. Bakterien oder Pilze verwandeln nachwachsende Rohstoffe in wertvolle Produkte, zum Beispiel Aminosäuren, Polymer-Bausteine oder Arzneistoffe. Damit Mikroorganismen aber für Spitzenleistungen in der industriellen Produktion geeignet sind, muss ihre genetische Ausstattung optimiert werden. Dies ist mit derzeitigen Methoden allerdings äußerst ressourcenintensiv. Unter Millionen Mikroorganismen müssen die wenigen identifiziert werden, die das gewünschte Produkt herstellen. Mit dem von Binder und Schaumann entwickelten Verfahren kann die aufwendige Suche nach den besten Mikroorganismen deutlich verringert werden: Von mehreren Monaten auf wenige Tage, was erhebliche Kosteneinsparungen sowie neue wissenschaftliche Entwicklungsansätze verspricht. Am Beispiel von Aminosäuren haben die beiden Gründer das bereits erfolgreich demonstriert.

In SenseUp Biotechnology arbeiten Schaumann und Binder mit einer Technik, die sich High-Throughput Screening & Recombineering (HTSR) nennt. Ein entscheidender Schritt bei der Entwicklung hochproduktiver Mikroorganismen ist das Screening großer Bibliotheken von Zellen mit unterschiedlichen genetischen Änderungen. Die Bakterien erhalten vor dem Screening eine genetische Zusatzausstattung. Dadurch leuchten sehr produktive Mikroorganismen besonders hell und können so optisch erkannt werden. Die so veränderten Bakterien kommen dann in ein Gerät, das ursprünglich aus der Blutanalytik stammt. Es spült bis zu
50.000 Bakterien pro Sekunde einzeln an einem Laserstrahl vorbei. Es erkennt die hellsten Zellen und sortiert sie einzeln direkt in eine Mikrotiterplatte. Jedes ausgewählte Bakterium kommt in eine eigene abgegrenzte Mulde, in der es vermehrt und weiter untersucht werden kann.

In den vergangen Monaten seit der Auszeichnung durch das BMBF haben Stephan Binder und Georg Schaumann die strategische Ausrichtung Ihres geplanten Unternehmens vorangetrieben.
Gemeinsam mit vier Mitarbeitern haben sie zwei Labore im IBG-1 bezogen, die derzeit mit den notwendigen Geräten ausgestattet werden. Daneben haben sie sich auch betriebswirtschaftlich weitergebildet und die Erfahrung gemacht, dass eine solche Ausgründung nicht ohne die Unterstützung vieler Partner gelingen kann: "Die Unterstützung, die wir im Forschungszentrum für unser Projekt erfahren, ist uns eine große Hilfe. Besonders hervorheben möchten wir die Unterstützung durch die Institutsleitung und die Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Technologietransfer (T) sowie des Projektträgers Jülich (PTJ)", sind sich Stephan Binder und Georg Schaumann einig.

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