Das älteste Labortier der Welt
Jan-Peter Kasper/FSU
Beteiligt waren der Biologiedidaktiker und Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Uwe Hoßfeld sowie der Zoologe Prof. Dr. Lennart Olsson von der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie der Wissenschaftshistoriker Dr. Christian Reiß von der Universität Regensburg, der in Jena mit einer Arbeit über das Axolotl promoviert wurde. In direkter Reaktion auf die Veröffentlichung wurde den drei Wissenschaftlern noch eine besondere Ehre zuteil: Henry Gee, der Senior-Editor für Biologie im Wissenschaftsjournal „Nature“, thematisierte den Axolotl-Beitrag in seinem Wissenschaftsblog.
„Die ersten Axolotl brachte Alexander von Humboldt von seinen Forschungsreisen mit“, sagt Prof. Hoßfeld. Zunächst habe es sich um zwei präparierte Tiere gehandelt. Sie wurden als Larven einer noch unbekannten Spezies klassifiziert. Lebend kamen erstmals 1864 Axolotl nach Europa. Eine französische Expedition hatte die 34 Tiere, deren einziges bekanntes Vorkommen im Seensystem im Tal von Mexiko liegt, nach Paris gesandt. Empfänger war die „Société impériale zoologique d'acclimatation“, eine Gesellschaft, die gegründet worden war, um exotische Lebewesen in neue Lebensräume zu verpflanzen. Von Paris aus kamen die Axolotl sowohl in die Aquarien von Liebhabern exotischer Wesen als auch in die Labore der Wissenschaftler. Auf diese Weise entwickelte sich eine europäische und später globale Axolotlpopulation, unabhängig von den Tieren in der mexikanischen Heimat.
Erstaunt nahmen die Zoologen zur Kenntnis, dass Axolotl über eine nahezu perfekte Regenerationsfähigkeit verfügen: Im Versuch wuchsen abgetrennte Gliedmaßen vollständig wieder nach. Verblüffend war zudem, dass manche Axolotl das Larvenstadium hinter sich ließen und an Land gingen. Die Mehrzahl der Tiere lebt jedoch aquatisch, das heißt, Axolotl verbringen ihr ganzes Leben im Wasser. „Offenbar würde das Verlassen ihrer Tümpel den Tieren keinen Vorteil verschaffen“, sagt Uwe Hoßfeld.
In Jena führte der Haeckel-Schüler Julius Schaxel ab 1918 Experimente mit Axolotls durch. Bis heute sind die Tiere – Nachfahren jener 34 aus Paris – beliebte Untersuchungsobjekte. Hingegen sieht es für ihre wilden Verwandten in Mexiko-City düster aus. Als 2014 eine Bestandsaufnahme gemacht wurde, konnte kein einziges lebendes Exemplar gefunden werden.
Originalveröffentlichung
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Analytik- und Labortechnik-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für Analytik und Labortechnik bringt Sie jeden Dienstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.