INTERVIEW: Schroders sieht Pharmasektor mit Vorsicht - Harter Konkurrenzkampf

29.01.2004

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Investmenthaus Schroders sieht den Pharmasektor mit Vorsicht. "Vor allem mit Blick auf den hart umkämpften Generikamarkt sind wir zurückhaltend", sagte Fondsmanger Zafar Ahmadullah von Schroders im Gespräch mit dpa-AFX am Mittwoch. "Es gibt wenig Hindernisse für die Nachahmung und den Verkauf von Medikamenten."

Im Gegensatz zu früher warten die Nachahmerfirmen eine Gerichtsentscheidung bei Patentklagen nicht mehr ab. "In diesem zunehmend aggressiven Markt wird es für die Pharmakonzerne immer schwieriger, Geld zu verdienen", sagte der Fondsmanager des Fonds "Schroder ISF Euro Equity" mit einem Volumen von 2,15 Milliarden Euro. Gut aufgestellt sieht der Experte den deutsch-französischen Konzern Aventis. Welche Auswirkungen die feindliche Übernahmeofferte durch Sanofi-Synthelabo auf die weitere Entwicklung von Aventis haben könnte, wollte Ahmadullah nicht sagen.

UNTERNEHMEN SCHMIEDEN EIFRIG ÜBERNAHMEPLÄNE

Ob eine erfolgreiche Übernahme, einer Konsolidierung der Branche zugute käme, sei schwierig einzuschätzen. "Wir sind da sehr vorsichtig", sagte Ahmadullah. Einen generellen Trend zu mehr Zusammenschlüssen will der Experte nicht ausschließen. "Einige europäischen Unternehmen auch aus anderen Branchen scheinen derzeit eifrig Übernahmepläne zu schmieden", sagte er. Die Gefahr, dass die Konzerne sich dabei finanziell überlasten könnten, sieht Ahmadullah nicht als zwingend an. "Die Unternehmen zahlen weitgehend in Aktien, so dass die Kosten überschaubar bleiben."

Mit Blick auf die Bewertung europäischer Aktien zeigte sich der Fondsmanager zurückhaltend. "Wenn man nur auf den Preis schaut, wirken die Titel in Europa günstig", sagte er. "Denn gegenwärtig werden die europäischen Aktien im Vergleich zu den US-Werten mit einem großen Abschlag gehandelt", sagte Ahmadullah. Allerdings seien auch die Ertrags-Aussichten der Unternehmen in den USA wahrscheinlich besser.

US-UNTERNEHMEN DRÄNGEN AUF EUROPÄISCHEN MARKT

Zu seinen Favoriten zählt Ahmadullah die Hersteller von Luxusgütern wie Escada. Der Fondsmanager begrüßt die Kostensenkungen des Konzerns und die langfristig vielversprechenden Aussichten. Den Vorzug gibt er auch Filialbanken. "Vor allem die irischen Banken zeichnen sich durch ein starkes Geschäft und eine attraktive Bewertung aus." Dagegen ist der Portfolioverwalter bei Technologietiteln kritisch. "Die Bewertung dieser Aktien ist weniger attraktiv", sagte er.

Eine Gefahr, vor allem für exportorientierte Titel, sieht Ahmadullah in dem Höhenflug des Euro zum US-Dollar. "Die Situation wird für die europäischen Unternehmen zunehmend heikel", sagte er. "Denn es drängen immer mehr US-Unternehmen auf den europäischen Markt und verschärfen so die Konkurrenz-Situation."

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