Junge Chemiker sollen stärker in Nachhaltigkeits-Aspekte schnuppern

DBU und Gesellschaft Deutscher Chemiker entwickelten neuartige Materialsammlung für Ausbildung

19.03.2004

Bei der Ausbildung von Schülern und jungen Chemikern an Schulen, Gewerbeschulen, Fachhochschulen und Universitäten sollen Aspekte der Nachhaltigkeit zukünftig stärker berücksichtigt werden. Auf einer gemeinsamen Veranstaltung in Osnabrück bekundeten heute die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) nachdrücklich ihren Willen dazu. Zum Auftakt eines zweitägigen Treffens präsentierten die Partner eine neue interaktive Materialsammlung mit dem Titel "Nachhaltiges organisches Praktikum" als Ergebnis einer dreijährigen DBU-Förderung. Die Materialsammlung kombiniert klassische Lehrinhalte mit Aspekten der Nachhaltigkeit, des Umweltschutzes und der Ökotoxikologie und wurde bereits an einigen Hochschulen sowie in Dresden bei der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Chemieberufe für die Lehrlingsausbildung exemplarisch im Unterricht eingesetzt.

In seiner Begrüßung unterstrich Prof. Dr. Henning Hopf, Präsident der GDCh und Mitglied des Verbundvorhabens, die Notwendigkeit, ein modernes und zukunftsfähiges Konzept für den Chemieunterricht aufzubauen. Nachdem sich die GDCh in einer Grundsatzerklärung und die DBU zur Nachhaltigen Entwicklung bekannt hätten, ginge es nun um die konkrete Umsetzung einzelner Schritte, um mehr Nachhaltigkeit in der Chemie zu erzielen. Ein Ansatz hierzu böte die organisch-chemische Grundausbildung, welche die Prinzipien der Nachhaltigkeit in einem frühen Stadium vermitteln könne, ohne dass klassische Inhalte zu kurz kämen. Zugang und Werkzeug für diese neuartige Sammlung von Praktikumsvorschriften ist das Internet, wo sich Interessierte kostenlos unter www.oc-praktikum.de rund 70 modellhaft ausgewählte Synthesen aussuchen und herunterladen können.

Entstanden ist das Werk durch ein Team von Wissenschaftlern an sechs Hochschulstandorten, die ihre jeweils eigene Expertise aus zum Teil unterschiedlichen Gebieten einbringen konnten, so dass auch Aspekte wie Ökobilanzierung, Energieverbrauch oder toxikologische Bewertung fachkompetent eingearbeitet werden konnten. Das Endprodukt des Projektes ist kein geschlossenes Lehrbuch mit ausschließlicher Fokussierung auf Synthesechemie, sondern eine interaktive Datensammlung, die durch ihre offene Form auch von anderen Interessenten als den ursprünglichen Bearbeitern genutzt, ergänzt und weitergepflegt werden kann.

Prof. Dr. Burkhard König, Universität Regensburg, lud deshalb alle Interessierten ein, mit den Verbundmitgliedern in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Ein wichtiges nächstes Ziel des Erarbeiteten sei die Übersetzung in die englische Sprache, damit entsprechend den vielfältigen Möglichkeiten des Internets die vorhandene Datensammlung weltweit genutzt werden könne. Dr. Jan Peter Lay (DBU) sagte ihm hierbei nicht nur die ideelle, sondern auch die finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung dieses wichtigen zusätzlichen Ziels zu.

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