Die Biologie hat ein langes Gedächtnis - Fische machen Spurenbelastungen erkennbar
Untersuchung von Fischen aus bayerischen Gewässern zeigt abnehmende Belastung mit schwer abbaubaren Chemikalien
Bayerische Gewässer werden insgesamt sauberer - dies zeigen langjährige Messreihen des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU). Seit Mitte der 90er Jahre werden an fast 50 Stellen in Bayern regelmäßig Fische gefangen und die Organe auf Schadstoffe untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass beispielsweise das Schwermetall Cadmium heute kaum noch eine Rolle spielt, auch Blei ist seit Einführung des bleifreien Benzins merklich zurückgegangen. Wegen der abnehmenden Belastung in der Umwelt konnten einige Stoffe sogar aus dem Untersuchungsprogramm herausgenommen werden, beispielsweise die synthetischen Moschusverbindungen und das Pflanzenschutzmittel Endosulfan. "Trotzdem dürfen wir uns nicht zurücklehnen, wir müssen den Eintrag persistenter Verbindungen in die Umwelt weiter vermindern", betont LfU-Präsident Albert Göttle, "denn die Biologie hat ein langes Gedächtnis". Wie lange dieses Gedächtnis reichen kann, zeigt das Beispiel der Polychlorierten Biphenyle (PCB). Diese chlorierten organischen Verbindungen dienten unter anderem als Schmiermittel und als Dielektrikum in Kondensatoren. Obwohl seit fast 20 Jahren keine PCB-haltigen Produkte mehr auf den Markt kommen dürfen, zeigt sich an den bekannten Belastungsschwerpunkten am Untermain nur ein sehr langsamer Rückgang der PCB-Konzentrationen. Gerade in fettreichen Aalen, die PCB am stärksten anreichern, zeichnet sich noch keine wesentliche Verbesserung ab.
Fische machen Spurenbelastungen messbar, da sie über mehrere Jahre Schadstoffe über die Kiemen mit dem Atemwasser und mit der Nahrung aufnehmen. Wenn die Schadstoffe im Stoffwechsel kaum umgesetzt oder nur langsam ausgeschieden werden, können sie sich in den Tieren anreichern. Anreicherungen findet man in erster Linie in den stark durchbluteten "Stoffwechsel-Fabriken" Leber und Milz sowie in fettreichen Fischen, weniger im Muskelfleisch. Untersucht werden vor allem Barbe, Aitel, Brachse und Rotauge und die fettreichen Aale. Mit den Fischen als "Unterwasser-Detektiven" können selbst geringe Spurenbelastungen erkannt werden, die bei chemisch-analytischen Untersuchungen des Wassers oft nicht nachweisbar sind. Neben verschiedenen organischen Verbindungen werden auch 13 Metalle regelmäßig untersucht.
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